Zur Wahl: Das Wir oder das Ich

 

Die Wahl im Wir und Jetzt.

Die Wahl im Wir und Jetzt.

Ist die Wahl egal? Immer aufwändiger und aufdringlicher werden die Appelle zum Mitmachen beim Demokratie-Event mit Angie und Peer. Dennoch verharren die Zweifel  an Personen und Programmen im medialen Raum. Da hilft jetzt nur noch eine Reduktion aufs Wesentliche, eine tatsächliche Alternative. Mein Angebot: „Das Wir oder das Ich“.

Auf der einen Seite Herausforderer Peer Steinbrück, der zwar nicht der Liebling der Massen ist, aber ihr Anwalt werden will: „Das Wir entscheidet“. Auf der anderen Seite Kanzlerin Angela Merkel, die ihr eigenes Programm darstellt: „Sie kennen mich“. Darauf läuft es hinaus und das lässt durchaus so etwas wie eine Richtungs-Wahl zu: Zwischen einer Front-Frau und einem Hinter-Mann, zwischen mehr Wettbewerbsfähigkeit oder stärkerer staatlicher Fürsorge, zwischen Risikobereitschaft und Sicherheitsdenken, vielleicht auch zwischen Yin und Yang. Gar nicht so einfach.

Aber unsere Entscheidung, wie eigentlich bei jeder Wahl. Und vermutlich ist die allgegenwärtige Klage über den Mangel an plausiblen Personen und Programmen nur vorgeschoben. Zunehmende Indifferenz und Ratlosigkeit des Wahlvolks erscheinen mir eher als weiterer Ausdruck des gesellschaftlichen Zustands der Flüssigen Moderne, wie sie Zygmunt Baumann so schlagend beschrieben hat. Wo finden wir noch die notwendige Orientierung im globalen Datenstrom? Da helfen klare personelle Alternativen schon mal weiter.

Allerdings steht der Persönlichkeitswahl der Umstand im Wege, dass eigentlich am 22. September über die Zusammensetzung des Deutschen Bundestages entschieden wird. Der wiederum kürt ja erst Kanzlerin oder Kanzler. Unsere digital geprägte Selbstvermarktungs- und Voting-Kultur hat das Bewusstsein für solch altbackene Prinzipien der repräsentativen Demokratie längst stark überlagert.

Nützt aber nix. Sobald uns Jörg Schönenborn am Wahlabend in das köstliche Reich der Tortengrafik entführen wird, beginnt die Koalitions-Mathematik. eine Prognose, wer mit wem regieren kann, ist kompliziert bis unmöglich. In diesen Zeiten erscheint das ziemlich provokant: Abgeordnete mit langjährigen Mandaten auszustatten, die in aufwändigen Verfahren hoffentlich das umsetzen, was wir mit unserer Entscheidung an der Urne verbinden: Angie, Mindestlohn, Datenschutz, was auch immer.

Sich an der Demokratie zu beteiligen und sie in Ihrer umständlichen Kompromissfindung auszuhalten, das ist am Ende keine Frage der Auswahl, sondern der persönlichen Haltung. Ich werde zur Wahl gehen –  aus Egoismus und Pflichtgefühl, aus Verzweiflung und Hoffnung. Diese Qual ist der Preis der Freiheit.

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