Mein Mensch-Maschinen-Mischmasch

Denkste (Foto: Cruz / Wikimedia)

Denkste (Foto: Cruz / Wikimedia)

Keine einfache Vorstellung – dass der Thermostat im Arbeitszimmer mal intelligenter sein könnte als ich. Wenn es nicht mal schon so weit ist. Künstliche Intelligenz (KI) boomt und buzzd: Was die Informationsbeschaffung angeht, so bin ich tatsächlich immer stärker auf algorithmische Assistenz angewiesen. Von Bots bereichert und bedroht. Mein Leben – ein Mensch-Maschinen-Mischmasch.

Um zu ermitteln, wie weit es gekommen ist, will ich im Folgenden meine Nutzungspraxis näher betrachten. Aber mehr assoziativ als analytisch; und etwas idealtypisch. Denn die Automatisierung des Alltag wird wohl jede/r anders erleben. Insofern kann ich hier nur  meine persönliche Schnittstelle beschreiben. Zugegeben, es folgt eine ziemlich benutzeroberflächliche Betrachtungsweise.

Der Ausgangspunkt: Berufsbedingt muss ich (mich) übers Informieren informieren. Als Medien-Meta-Sachverständiger mit dem Schwerpunkt Journalismus im Generationswandel. Das bedeutet konkret, meine Branche bei der Suche nach der besten Suche zu beobachten. Schließlich sind Journalisten/innen vor allem Nachrichten-Junkies. Und „Sucht“ kommt von Suchen.

Insofern könnte man sie auch „Sucht-Maschinen“ nennen, diese allgegenwärtigen, smarten Helfer, die mal „Bots“, mal „Assistenzsysteme“ und ganz oft „Algorithmen“ heißen. Egal wie wir es nennen, heute führen wir ständig Mensch-Maschinen-Dialoge, kommunizieren mit Apps und Tools wie mit Freunden oder Feinden. Dabei handelt es sich, genau betrachtet, häufig nur um verkappte Monologe, Selbstgespräche zweiter Ordnung, im Gewande eines Frage-Antwort-Spiels.

Hinter der berühmten Facebook-Anmache: „Was machst Du gerade?“  steckt ja ein Rechner, der mir als Dienstleister eine eigene Welt konstruiert. Wobei hinter dem wieder ein Programmierer oder Systematisierer auf mein Leben einwirken dürfte. Überschaubar war gestern.

Das meine ich nicht so düster, wie das klingen mag. Gehört es doch zu den positiven Seiten der Unsicherheit im Medienwandel, dass sie immer wieder zu sehr achtsamen, überraschenden Ideen führt.

Es lohnt sich daher durchaus, die Sache jenseits der Fluch-Segen-Alternative zu betrachten: Lesen Sie dazu etwa das kluge Werben im Silicon Valley für zurückhaltende Algorithmen hier: Weg von der ständigen Verführung to Go hin zu einem humanen Software-Design. Oder die berührende Geschichte über die Möglichkeit, mit künstlicher Intelligenz die Erinnerung an einen geliebten Menschen lebendig zu erhalten hier.

Vorwort: Bots und Beziehungen

Noch ein Wort zum Begriff: Wie fast immer in digitalen Debatten, verstehen nicht alle dasselbe unter „Künstlicher Intelligenz“. Tatsächlich ist ja schwer zu bestimmen, wer genau hinter einem Kommunikationsvorgang steckt: Bin ich es noch selbst? Ein Helfer im Backoffice? Oder eine lernfähige Maschine? In der Regel durchdringen sich die Anteile und es bleibt unklar, was überwiegt.

Trotzdem wird leidenschaftlich über den vermeintliche Siegeszug der KI und die unvermeidliche Herrschaft der Roboter über die Menschheit diskutiert. Wenn die Maschinen denn erst die absolute Überlegenheit erreicht hätten, die „Singularität“. Ujuijui. Meist stecken dahinter die üblichen professionellen Übertreibungen, um damit das eigene Geschäftsmodell beziehungsweise das eigene Ego zu stützen.

Christoph Kappes, ein Netztheoretiker von ungekünstelter Intelligenz, nennt gleich zwei grundsätzliche Argumente, die gegen eine kurz bevorstehende Maschinen-Machtergreifung sprechen: Den sozialen Aspekt der Entwicklung von Sprache und die Uneindeutigkeit der Welt.

Bevor man im umgangssprachlichen Sinne von „Intelligenz“ sprechen kann, hat KI auch noch einige grundsätzliche Hürden zu nehmen, die seit langem bekannt sind.

Das beruhigt zunächst.

Aber die Frage nach der Zukunft bleibt natürlich. Nur lautet sie weniger: Wann übernehmen die Maschinen die Macht und werden sie uns hauen? Sondern eher: Was wollen wir eigentlich von denen? Diese Frage stellen  die Automaten ja sogar selbst immer drängelnder. Andauernd wollen die Alexs, Cortonas oder Siris mit uns ins Gespräch kommen. Wir müssen reden.

Oder besser: Wir müssen üben.

Mensch und Maschine sollten sich näher kennen lernen, um eine Beziehung zu entwickeln. Ja: „Beziehung“. Durchaus haben wir es auch mit Gefühlen zu tun, denn die übeträgt der Mensch gern auf andere Spezies oder Spezifikationen. Immer schon. Auf den Hund oder das Auto zum Beispiel. Insofern lohnt sich auch ein Blick auf die Moral, auf eine Maschinen Ethik für den Umgang mit der Schöpfung.

In der ZEIT Nr. 43 vom 13.10.2016 beschreibt Ethiker Prof. Arne Manzeschke die eigentliche Herausforderung:

In dem Maße, in dem wir bereits sind, einem Roboter so etwas wie Emotionalität zuzuschreiben, wird sich unsere Selbstwahrnehmung verändern. Wir werden zunehmend auch menschliche Emotionen als das Ergebnis nüchterner Algorithmen betrachten und uns selbst mehr und mehr als eine Art Maschine begreifen.

Wir programmieren uns also gerade selbst, sogar gefühlsmäßig. Beziehungsweise, wir werden programmiert: Denn auch hinter einem super hyper ausgefeilten Algorithmus steckt ja letztlich menschliches Handeln. Allerdings lassen sich das Artifizielle und das Humane schwer auseinander halten. Mal agiere ich selbst, mal ein Agent in meinem Namen. Auf der anderen Seite sieht das genauso aus.

Die Beziehung Mensch-Maschine ist insofern noch lange nicht geklärt. Das gilt gerade in dem Bereich, für den ich mich so sehr interessiere: Was-Mit-Medien-Themen. Nach der großen Kommunikationsexplosion des digitalen Wandels wabert hier der Informationsnebel dichter denn je.

Klar, ich halte selbst wacker Ausschau. Aber um mich nicht thematisch zu verirren, bin ich trotzdem täglich auf die Dienste von Medien-Navigatoren angewiesen. In der Branche heißt das oft „Kuratieren“. Klingt nicht von ungefähr nach der sorgfältigen Arbeit von Ausstellungsmachern. Ich lasse mich bei der Informationssuche intensiv betreuen. Und ich finde – Achtung: neue Metapher – die Unterscheidung gar nicht einfach, ob mir mein Medienmenü gerade von menschlichen oder künstlichen Köchen zubereitet wird. Diese Erfahrung kennen vermutlich viele.

Morgens: Newsletter und Old Media

Mein idealtypischer Tag beginnt mit dem Newsletter-Briefing am Morgen. Noch bevor die Alt-Medien Tageszeitung und Radio eine Chance bekommen, sind bereits Smartphone und Ipad im Einsatz. Mails zur publizistischen Lage checken.

Da geht es schon los, mit den Definitionsproblemen. Eigentlich informieren mich da doch richtige Menschen und schlagen mir eine Auswahl von Themen und Artikeln vor. Die Anrede ist persönlich, aber das Angebot geht an ganz viele Interesseten. Eine individualisierte Massendrucksache. Weil Newsletter und RSS-Feeds (davon habe ich einige abonniert) die Lücke zwischen Personalisierung und Massenmedium fühlen, sind sie beachtlich erfolgreich. Nicht wirklich KI, aber durchaus smart.

Die Plattform Krautreporter zum Beispiel beschäftigt extra einen nachtaktiven Vor-Leser von News-Feeds, so dass mir deren Newsletter  allmorgendlich die drei wichtigsten Themen, zusammengefasst und mit Quellen verlinkt, präsentiert . Das Ergebnis kommt nach meinen journalistischen Kriterien auch ganz gut hin. Meistens was mit Krieg, mit Flucht und mit Wandel. Ergänzt durch Kultur, Sport und Humor.

Der Online-„Kiosk“ Blendle wünscht mir, ebenfalls per Newsletter, einen „Guten Morgen, Dirk“. Gerne ergänzt durch Überschrifen wie „Scheiß auf Follow your Passion – ein Plädoyer fürs Nicht-Festlegen“ Das nehme ich dann auch gleich wahr und buche den entsprechenden Neon-Artikel nicht. Denn die Blendle-Klicks kosten Geld (pro Artikel). Daher vermutlich auch der Teaser-Tonfall.

Geil oder? (Sreenshot Blendle Teaser)

Geil oder? (Sreenshot Blendle Teaser)

Aber ein bisschen kennen mich die Blendles – die Teaser-Text-Autoren haben übrigens richtige Namen und sind begeisterungsfähig (siehe Screenshot)- inzwischen schon. Denn sie bieten mir gerade einen Essay zum Thema Meinungsmache durch Algorithmen (Ha!) an. Und manchmal überrascht mich Blendle sogar mit Unerwartetem: Etwa der Information, dass ich dort einen „Follower“ habe, der sich wohl an meinem Auswahlverhalten orientiere will. „Verheiratet, 3 Kinder“. Gut zu wisesen. Klingt auf jeden Fall solide.

Erwähnen sollte ich noch die ansprechende App „BR24“ vom öffentlich-rechtlichen Bayerischen Rundfunk sowie das rührige „Upday“ vom privaten Springer. Das BR-Angebot schöpft aus den hauseigenen Quellen, während die Privaten antexten und dann verlinken. Beide werben sie mit der Möglichkeit, Filter des Interesses zu setzen, um mich ganz individuell versorgen zu können.

Damit wirbt eigentlich jeder Anbieter von News-Apps: „Du bekommst, was Du willst, wann Du es willst“ – Personalisierung von Inhalten ist ja auch DAS große Versprechen des digital vernetzten Zeitalters. Der Schlüssel zur allgemeinen Selbstermächtigung.

Zwischendurch: Sozial und medial

Immer wieder am Tag greife ich auf Facebook in die Themen-Lostrommel genannt. Seit einigen Tagen dreht da eine Facebook-Freundin und Kollegin  den kommunikativen Spieß mal um. Sie fragt den „lieben Algorithmus“ stündig Dinge,  die ihn in Verlegenheit bringen könnten. Wenn sie könnten.

Was macht du gerade? fragst du, lieber Algorithmus. Ich bin erstaunt. Das weist du nicht?

Wenigstens fließen so ein paar amüsante Irritationen in den Strom der Meldungen ein. Ganz ernsthaft wäre es ein spannendes Format: Frage Deinen Algorithmus: Warum filterst Du den Hass nicht weg? Was willst Du von meinen Freunden? Was machst Du gerade?

Mein Favorit war und ist aber Twitter, das  „Peoples News Network“. Meine Nachrichtenagentur. In Deutschland ist der Dienst ohnehin besonders beliebt bei Medienleuten  Der simple Rahmen, die Prägnanz und die rohe Reihung) geben mir zumindest das Gefühl, halbwegs selbstbestimmt zu agieren. Filtern und gefiltert werden. Folgen und blockieren. Klar und schnell. Besonders schätze ich die Möglichkeit, hier Positionen vorgesetzt zu bekommen, die so gar nicht in mein „Mind-Set“ passen.

Klar, das hehre Bild ist schon etwas naiv. Wir wissen von ruppigen Roboter-Accounts. Dieser Tage hat die AfD angekündigt, ihre Socal-Bot-Armee in den Meinungskampf zu schicken.  Von „Filter-Bubbles“ bis zu radikaler Selbstverstärkung steckt die Micro-Blogging-Plattform voller Tücken.

Und Geld wird damit auch keins verdient, was zu Verkaufsgerüchten führt. Aktuell läuft deshalb eine Kampagne zum Erwerb von Twitter durch seine Nutzer/nnen. Darin kann man einen Ansatz zu basisdemokratischen Infrastrukturen sehen. Oder ein weiteres Troll-Einfalls-Tor.

Mittendrin: Apps und Startups

Wenn es mir zu ungewiss wird auf Twitter, dann klicke ich auf einen besonderen Service, den einzelne Kollegen dort bewerben: Ihre  persönliche „Netzzeitung“,zusammengestellt mit Hilfe des Dienstes „Paper.li“. Das sieht tatsächlich aus wie eine richtige Zeitung, mit einem richtigen Titel, Überschriften, Fotos und kleinen Texten. Analog nahezu, dieses Paper.

Aber eben nur nahezu, denn in Wahrheit ist das Angebot eine optisch ansprechende, geschickte Verlinkung auf fremde Seiten und Inhalte, auf Artikel etablierter Medienmarken oder Blog-Posts. Der Witz besteht hier in den diversen Filtern, die die Kollegen gesetzt  haben, also in der Auswah, im Kuratieren. Die Fleißarbeit dazu erledigen Automatismen.

Allerdings ist so ein (Ro-)Bot zwar gehorsam, aber nicht immer wählerisch. Deshalb kann manchmal ein unerwünschter Link auf ein verschwörungstheoretisches Angebot dabei sein. Das ist seriösen Anbietern dann peinlich. Hinweise auf derlei Störfälle sollte man als Nutzer allerdings sehr sensibel kommunizieren, denn sonst fühlen sich die Verantwortlichen in ihrem Reputation Management angegriffen.

So erging es mir kürzlich. Als ich kürzlich eine Bloggerin etwas diffus, aber korrekt auf eine trübe Quelle in Ihrer „Medienzeitung“ hinwies, gab es einen Rüffel in Verbindung mit dem Hinweis, ich solle die Finger von Dingen lassen, von denen ich nichts verstünde. Entfolgt wurde ich sowieso. Bei der Credebility hört der Spaß auf, weshalb ich hier liebeer auch keinen Namen nenne.

Der Dienst Piqd will der Automatisierungsfalle entkommen. Slow. Da ist der Maschinenanteil krass gering. Dieses Angebot wirb mit seinen vielen kompetenten Handverlesern, die nur weniges Gutes für mich auswählen. Ich kann mich dazu vorentscheiden, beispielsweise für den Kanal „Feminsmus einer neuen Generation“. Konventioneller Weise nehme ich „Medien und Gesellschaft“. Dort kümmern sich dann Kuratoren, die ich bereits von meiner Twitter-Timeline kenne. Wie klein die Netzwelt doch ist …

Kombiniert: Piqd (Screenshot Facebook-Anzeige)

Kombiniert: Piqd (Screenshot Facebook-Anzeige)

Überhaupt – rund um die Frage der algorithmisch-menschlich betreuten Wahrnehmung ist eine regelrechte Goldgräberstimmung entstanden. Startups decken sich mit Investitions-Förderung ein und schürfen nach geeigneten Apps. Aus der Fülle des Angebotes habe ich mir unlängst einfach mal „Resi“ herausgegriffen.

Ersonnen von Social-Media-Journalisten Martin Hoffmann, verwickelt das junge Ding  ihre Nutzerschaft in ein künstliches Chat-Gespräch zu den gerade aktuellen Nachrichten. Das ist ganz witzig. Zielgruppe des Angebots auf Iphone und Ipad sind die 15 bis 25-jährigen Konsumenten. Man erkennt dies an News wie:

Der Beef zwischen Horst Seehofer und Angela Merkel erreicht offenbar ein völlig neues Level.“ Man ahnt immerhin: Es läuft nicht rund zwischen CDU und CSU.

Im Grunde habe ich Senior damit ein nicht altengerechtes Angebot gewählt. Weniger aus Mokanz – die verdienen risikofreudige Gründer/innen ohnehin nicht, finde ich – als vielmehr aus Neugierde. Schließlich gehört „Conversational Journalism“ zu den großen Trends im Gewerbe. Mit „Quarz“ hat Resi dafür auch ein veritables Vorbild.

Es beginnt auch ganz munter vielversprechend. Mir werden die überall gängigen Nachrichten-Themen des Tages vorgeschlagen, in sehr knapper Text-Message-Form. Dann kann ich „antworten“, d.h. auf Vorformulierungen klicken wie: „Was genau ist passiert?“, Hast Du sonst noch etwas für mich?“ oder „Das ist nicht so mein Thema“. ) Bei letzterem geht es wohl darum, meine Vorlieben zu erlernen.

Nur endet das Ganze an diesem Tage irgendwie im Zwist. Den „Push-Service“ hatte ich von vornherein abgestellt. Diese unaufgeforderten Alarme mag ich nicht mehr so. Je öfter ich andererseits selbst bei Resi anklopfte , umso weniger hat sie mir bald zu sagen bzw. zu melden. Möglicherweise hatte ich ihr zu wenig Gelegenheit zum Lernen gegeben. Oder war selbt zu pushy. Schließlich heißt es, fast entschuldigend:

Resi Magst

Und dann das:

Du bist aber heute echt hartnäckig. (Tränenlachender Smiley). Ich hab dir eben schon gesagt, dass ich grad nix Neues habe. Also bis später!

Rumms. Immerhin kein „Hau ab, Alter!“ Irgendwie klingt das schon ziemlich unwirsch.

Damit es künftig weniger Mensch-Maschinen-Missverständnisse gibt, scheint es vor allem auf eines hinauszulaufen: Totale Öffnung. Um die Gesprächs-Illusion zu perfektionieren, muss mich mein künstlicher Gesprächspartner genauestens einschätzen können.

Der Datenjournalist Marko Maas hat dazu just „xMinutes“ eintwickelt. Seine Nachrichten App verspricht einen maßgeschneiderten Journalismus. und damit das Ende des stümperhaften Stöberns im Überangebot. Wer da einstiegen will, der muss sich als User/in allerdings einige ziemlich intime Fragen gefallen lassen:

Preis der Perfektion: Daten (Screenshot Anmeldeformular Xminutes)

Preis der Perfektion: Daten (Screenshot Anmeldeformular Xminutes)

Das Startup bekommt die Entwicklung von xMinutes zu 70 Prozent von der Google Digital News Initiative gefördert. Sicher kein Zufall.

Das große Welt-Gedächtnis-Unternehmen hat gerade sein Smartphone „Pixel“ präsentiert. Unter anderem verblüfft das Gerät die Rezensenten durch eine darauf installierte „namenslose Helferin“, die auch mit komplexen Anfragen klarkommt. Das klappt natürlich umso bessere, je tiefer mir das Tool in die Lebensdaten-Karten blicken darf.

Abends: Bilanz und Ausblick

Vorläufiges Fazit: Am Ende dieser groben Selbstvermessung bin ich ganz verblüfft über mein mittlerweile recht komplexes Alter Algo Ego. Meine Praxis ist paradox: Erleichternd und belastend. Horizont erweiternd und begrenzend.

Habe ich es noch im Griff? Ja, aber nur, solange ich ich nicht selbst zum Automaten mache. Es ist eine Aufwandsfrage. Meine diversen Agenten und Assistenten arbeiten nach dem Prinzip „Fordern und Fördern“. Heißt: Ich hole dann am meisten aus den diversen Informationssysteme heraus, wenn ich selbst reichlich Zeit investiere und sowieso einiges von mir preisgebe.

Richtig schwer fällt es mir auf Dauer, die Grenze zum Gerät zu beschreiben. Die automatisierte Assistenz ist mehr als ein technisches Gegenüber. Eher begegne ich undurchschauberen Wesen mit menschlichem Antlitz und künstlicher Intelligenz. Und im Grunde genommen bin ich im Außenverhältnis für die Anderen selbst so eine Mensch-Maschine.

Die digitale Vernetzung erweitert die Realität mittlerweile zur „Augmentet Reality“. Statt nun Robotersysteme als eigenständigen- hilfreichen oder bedrohlichen – Apparat zu definieren, sollten wir vielleicht lieber von „erweiterter Intelligenz“ sprechen.

Diese nach menschlichem Maß zu entwickeln, wäre die Aufgabe, nicht nur für Programmierer.

 

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