Generationsgedanke: Geduld

(Quelle: Library of Congress)

(Quelle: Library of Congress)

Die Geschichte des digitalen Medienwandels ist auch eine Chronik angekündigter Enttäuschungen. Aktuell: Zuviel Hass und zu wenig wirtschaftliche Perspektive. Das tut weh, gerade weil es absehbar war. Schließlich gilt das Prinzip Des/Illusion  seit Generationen. Wir müssen es nur stets neu überwinden.

Es ist irgendwie eng und stickig geworden im ganzen globalen Dorf: Die BBC berichtet über den Trend renommierter Web-Sites, ihre Kommentar-Möglichkeiten zu schließen oder drastisch einzuschränken. Weil sich die Destruktiven kaum mehr bändigen lassen.

Is it the beginning of the end of online-comments?

Und zum großen Diskursversprechen der digital vernetzten Gesellschaft stellt der Journalist Ronnie Grob in der „Medienwoche“ fest:

Ich hätte nicht erwartet, dass es soweit kommt. Aber vielleicht muss ich einigen Kritikern des Internets recht geben. Denn die grossen, mit der Explosion von Möglichkeiten im Internet geschmiedeten Träume konnten bisher nicht erfüllt werden.

Beispielsweise aus Kostengründen. Gute Geschäftsmodelle schaffen leider noch keinen Top-Journalismus. Das Geschäft brummt im Zweifel auch ohne Qualitäts-Content.

Enttäuschend ist das alles sicher. Aber überraschend?

War die Annahme denn überhaupt realistisch, die rein technische Möglichkeit zur ungehemmten Herstellung von Öffentlichkeit sorgten für herrschaftsfreien, respektvollen und werthaltigen Diskurs? Und zwar von allein?

Wenn nun klar wird, wie enorm der Aufwand für eine kluge Kommunikation aller mit allen wäre, also weder bezahlbar noch leistbar, dürfen wir darüber wirklich staunen?

Der guten Ordnung halber beantworte ich beide rhetorischen Fragen jetzt mit „Nein“.

Ich muss immer wieder an den Begriff der „digitalen Kränkung“ des Netz-Deuters Sascha Lobo (2014) denken. Der Ausdruck war seinerzeit auf den Frust über das erschreckende Überwachungspotenzial unserer Datenwelt gemünzt. Aber er trifft wohl ganz allgemein ein gesellschaftliches Grundgefühl gegenüber dem kommunikativen Wandel. Das hatte man sich anders vorgestellt.

Jetzt können wir uns beleidigt in die üblichen Ecken verziehen. “ Das Internet macht uns kaputt.“ bzw. „Man hat unser schönes Internet kaputt gemacht.“ Motz oder Trotz. Andererseits verfügen wir ja über Reslilienz. Heißt: Wir sind nicht unbedingt Start-up-Menschen, aber Stehaufmännchen.

Technik wird erst durch Menschen belebt. Und die brauchen für eine konstruktive Aneignung nun einmal Zeit und Raum. Der öffnet sich aber weder durch Blockadehaltung noch durch Hemmungslosigkeit. Wir müssen weiter über Regeln reden und mit Risiken rechnen.

Ist denn das so schwer ? Ja. Und doch geht es.

An dieser Stelle mache ich es mir einfach und verweise auf einen Blog-Post von Patrick Breitenbach im Blog Karlshochschule der nach gelungener Analyse des Problems ganz pragmatische Hinweise für den Umgang miteinander und mit dem Netz aufführt. Fangen wir bei uns selbst an. In kleinen Schritten.

Daten mögen das neue Öl sein. Geduld wäre das neue Gold.

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