Mein Januar, es ist mal wieder Zeit für eine neuere Version. Mehr Platz für das Thema „Generationen“.
Ausgangspunkt ist ein Systemcheck. Ergebnis: Mit diesem Blog ignoriere ich konsequent viele vergoldete Maßregelungen ala „5 Tipps zum besseren Bloggen“ . Insbesondere: „Tl;dr“ und „Absprungrate“. Ersteres – Abkürzung für: „Too long, didn´t read“ – verlangt vom Autoren, seine Botschaft knapp möglichst auf den Punkt zu formulieren. Sonst droht zweitens eine vernichtende Absprungrate. Dann sind Sie, liebe Leser, zu schnell wieder weg von dieser Seite. Das soll nicht sein.
Zumal die Konkurrenz auf dem brutalen Aufmerksamkeitsmarkt nicht schläft. Sondern schreibt. Und schreibt. Gerade gibt es eine Finanzierungs-Kampange (Crowdfunding) für ein Format mit „Long Reads“ der SZ. Long Reads! Also noch mehr zu lesen. Bloggen kann leicht zur Zeitverschwendung werden, für Schreibende und Leser.
Deshalb biete ich künftig hier auch Shortreads an.
Generationsgedanken für Zwischendurch
Das kommt mir ohnehin recht gelegen: Erstens hocke ich nach drei Jahren intensiver Orientierung im Medienwandel auf einem Berg von Mikro-Analysen. Die möchte ich gern mal los werden. Gleichzeitig widme ich ab diesem Jahr meine ganze wissenschaftliche Spannkraft der Frage, inwieweit sich der digitale Wandel auch als Generationswechsel erzählen lässt.
Altersgerecht bloggen heißt für mich nunmehr im Rahmen einer Rubrik „Generationen“, meine kleinen Beobachtungen mit der Selbstreflexion eines Journalisten in der 50+ Version zu kombinieren. So knapp wie möglich. Ehrenwort.
Wird schon fast wieder zu viel Text. Zählt aber nicht so richtig.
Jetzt aber: Zum Polit-Pop-Duo Alexis und Yanis
Wie also können diese Wahrnehmungsschnipsel konkret aussehen? Diese Woche habe ich intensiv über das neue Polit-Popstar-Duo Alexis und Yanis nachgedacht. Nachgefühlt, besser gesagt. Das Pendel schlug zwischen Ärger und Bewunderung. Der griechische Regierungschef und sein Finanzminister ziehen einen geradezu unwiderstehlich in ihren Bann. Vor allem, weil ihre extreme Selbstsicherheit und mediale Gewandtheit viele verblüfft.
Trotz erheblicher Aktivität bieten Alexis und Yanis wenig inhaltliche Griffpunkte. Bundesfinanzminister Schäuble und sein Amtskollege aus Athen waren sich ja nicht einmal ganz einig darüber, worüber sie sich nicht einigen konnten. Also orientiert sich die öffentliche Debatte an Äußerlichkeiten. An der Rezension öffentlicher Auftritte. Die Kritiker von Tsipras/Varoufakis und die Kritiker der Kritiker überbieten sich wechselseitig in Miesepetrigkeit. Volle Pulle Polarisierung.
Für die einen ist das Auftreten der beiden eine unseriöse Frechheit, für die anderen das lang erwartete globalisierungskritische Statement. Undiplomatisch, nonkonformistisch, sexy. Zwei symbolische Provokateure auf dem Weg in den politischen Kultstar-Himmel. Die Zeit scheint überreif für solche Früchtchen.
Dennoch lässt sich das neue Führungsduo Tsipras/Varoufakis nicht so einfach als Showtruppe abtun. Tsipras wirkt entschlossen, Wort zu halten. Varoufakis verfügt über hohe fachliche Kompetenz. Ihr Modus der Selbstinszenierung spricht keinesfalls dagegen, dass sie auch inhaltlich etwas erreichen wollen, können und werden.
Meine Formel: Das Faszinierende der beiden Medienlieblinge – oder Medienlieblingsfeinde – ist, dass sie das Establishment so alt aussehen lassen. Damit können sie Kräfte mobilsieren für die Diskussion von Themen, die weit über Fragen griechischer Kreditwürdigkeit hinausgehen. Ein radikaler, jugendlicher Ansatz. Nennen wir es die „Generation Regierungs-Praktikum“.
tl;dr: Das griechische Polit-Pop-Duo Alexis und Yanis lässt das Establishment medial alt aussehen und mobilisiert so symbolische Kräfte, die real einiges verändern dürften.
[…] setzen die Griechen auf einen originellen Mix aus Argumentation und Provokation. Tsipras und Varoufakis kommen übrigens mit Medienlogik ganz gut klar. Sie erwischen ihre Gegner (Partner?) regelmäßig […]