Ich lasse es einfach mal raus: Aaargh. Denn mich ärgern solche Sätze: „Das Problem heißt nicht `Spiegel 3.0´ – das Problem heißt Wolfgang Büchner„. Alles beides falsch, womit ich mir kein Urteil im Spiegel-Hauskrach anmaße. Aber wir sollten nicht ständig Probleme und Lösung(sversuche) durcheinander diskutieren. Bloß weil es so einfach ist. Ist es nicht.
Seit Wochen richten sich beim „Sturmgeschütz der Demokratie“ die Kanonen nach innen. Die Auseinandersetzung um die richtige Verzahnung von Print und Online beim Spiegel strahlt symbolisch weit in die Branchenlandschaft hinein. Die Fronten ebenso wie die Klischees erscheinen dabei so feste, dass man sie wohl am besten mit Rotwein bei einem schönen Sonnenuntergang wegspülen sollte, wie Edel-Innovationsfeder Cordt Schnibben so unvergleichlich postete.
Natürlich möchte kein Medienjournalist, der auf sich hält, zu spät berichtet haben, wohin der Hase gelaufen sein wird, selbst wenn er dabei noch so viele Haken geschlagen haben dürfte. Aber dabei sollte keiner vergessen, warum es aus den Hamburger Verlagsstuben so kräftig leakt: Weil sich komplizierte Interessenskonflikte schön einfach hinter Personaldebatten verstecken und verlabern lassen.
So reizvoll es ist, den Empfindlichkeiten der Beteiligten nachzuspüren und das Nachfolge-Karussel mit den ewig gleichen prominenten Namen in Schwung zu halten – das Problem bleibt das Problem. Also bitte nicht mit der Lösung verwechseln. Diese kann trotzdem personell wie ideell untauglich sein. Bei Wolfgang Büchner und seinem „Spiegel 3.0“ werden wir vielleicht aber nie erfahren, ob dem so ist.
Obwohl: In manchen Quellen lesen wir interessanter Weise, dass die umstrittenen Konzepte bereits umgesetzt werden. Und dass die Zusammenarbeit Print-Online vielfach besser klappt als oft kolportiert. Dann aber wieder der anonyme apodiktische Vorwurf aus „dem Haus“, dass Büchner „es“ „nicht kann“.
Denn es ist ja viel einfacher, einfach Lösung – bzw. „Löser“ – und Problem gleichzusetzen. Das erspart eine ganze Menge Diskussionen und enthebt alle Beteiligten der Mühe, sich miteinander auseinanderzusetzen. Unter Umständen wird eine Ablösung des Trainers – wie in der Fußball-Bundesliga – vielleicht sogar mit ein paar Anfangserfolgen belohnt.
Nachhaltig tragen diese Personal-Projektionen wenig dazu bei, den richtigen Weg in die Zukunft zu finden. Ich hätte großes Verständnis dafür, wenn sich die Spiegel-Gesellschafter schwer damit tun, nur einfach Köpfe rollen zu lassen. Möglicherweise werden sie bald trotzdem keine Wahl mehr haben. Denn irgendwann sind alle Tischtücher durch.
Das Problem bleibt das Problem. In einem Interview hat Stefan Niggemeier dies klar und kompakt auf den Punkt (die Punkte) gebracht. Für das Überleben von Medienbetrieben im Digitalen Wandel gibt es keine fertigen, sicheren Lösungen. Es wird immer auf höchst riskante Prozesse hinauslaufen. Das Internetzzeitalter ist wirklich groß im Zersetzen von Strukturen, sinnlosen und sinnvollen. Der Rest dagegen heißt immer noch: Experiment. Selbst für den Spiegel.
[…] sich viele Kritiker des Gegenwärtigen um eine entscheidende Pointe herum: Wie regeln wir das dann? Manchmal reicht es eben nicht, nur die Lösungen zu problematisieren. Irgendwann müssen wir uns den […]