Generationen - worum es hier geht

Generation - alltägliche Kategorisierung und wissenschaftliches Konzept. Einerseits familiäre Erbfolge, andererseits gesellschaftlicher „Unterbrechungsbegriff“ (Heinz Bude, Soziologe). Vor allem eignet sich dieser Blickwinkel gut, um tief greifende Veränderungen in der Medienwelt zu beobachten. So zeigen sich ambivalente Verhältnisse beim  Generationswandel im Journalismus.

Spät berufen – der erste Post

Gelassen war gestern: Die Herren Redakteure von Meyers Lexikon vor 100 Jahren

Gelassen war gestern: Die Herren Redakteure von Meyers Lexikon vor 100 Jahren

Ein Kalauer, zugegeben: Da startet jemand einen Blog und nennt ihn „dirkhansen5.0“. Was will uns der Autor damit sagen, außer dass er 50 Jahre alt ist? Natürlich erst einmal selbstbewusst auf seine langjährige Berufserfahrung hinweisen, immerhin ein Viertel Jahrhundert. Ist aber eigentlich egal. Denn andererseits wird er das das Gefühl nicht los, ein medialer Spätheimkehrer zu sein, der abgekämpft und verständnislos auf die digitale Moderne blickt.

Willkommen in der Virtual Reality! Täuschend wirklich. Es ist schon faszinierend, wie in der Onlinewelt Widersprüche einfach unkommentiert nebeneinander gestellt und dadurch vereinigt werden. Beispielsweise diese seltsam totalitäre Demokratie im Digitalen, in der uns zeitsparende Tools hetzen und wo wir vor lauter Transparenz nicht mehr durchblicken. Das globale Dorf und seine Einsamkeit der Milliarden.

Natürlich habe ich mir die Frage gestellt, ob ich nicht einfach nur zu alt bin für all das. Und teilweise bejaht. Was hat man als Journalist aus einem geburtenstarken Jahrgang nicht schon alles an Veränderungen erlebt: Noch auf analogen Geräten ausgebildet. Dann umgelernt im permanenter Wandel des Journalismus. Und später im Management noch mehr Change. Jetzt, gesetzten Alters, folgt die Entdeckung der eigenen Langsamkeit und Unbeholfenheit gegenüber dem x-ten Update der Mediengesellschaft. Irgendwann reicht es einfach. Sollen doch die Digital Natives ran.

Wenn da nicht gleichzeitig dieses provozierende Gefühl der ewigen Wiederholung wäre, das nach Kommentierung schreit. „Hatten wir doch alles schon mal – lasst uns nun doch daraus lernen oder wenigstens darüber reden!“ möchte ich da manchmal mit Schirrmacher´scher Wucht herausbrüllen. Denn inzwischen wird tatsächlich oft mit Erfahrung so umgegangen wie mit allem anderen in der Ex-und hopp-Gesellschaft: Weg mit dem Alten und her mit dem Neuen.

Schließlich hat jede Zeit ihre neuen Medien und die alte Welt steht sowieso dauernd kurz vor dem kulturellen Untergang. Sicher, der Strom der Innovation ist reißend geworden. Die einen spüren Lust auf das große Abenteuer im digitalen Meer, die anderen haben Angst vor dem Ertrinken. Da lohnt es sich schon, über Dämme, Brücken, und Seekarten nachzudenken.

Eine evolutionäre Sicht wirkt natürlich nicht so erregend wie eine revolutionäre. Schlagzeilenträchtig und klappentexttauglich sind nur klare Heißkalt-Ansagen nach dem Motto „Print ist tot, privat out“. Deshalb zitieren vermutlich so viele auch das Wort von der schöpferischen Zerstörung. Das ist so reizvoll radikal: Neue Technik schafft neue Menschen. Aber was machen wir mit den alten?

Sich selbst Upgraden. Motiviert hat mich der Austausch mit dem Blogger Dirk von Gehlen, der gerade die interessante Metapher der „Verflüssigung“ im Digitalen ausmalt. Vermutlich dachte die Menschheit ja schon immer in Versionen, lange bevor sie die Software erfand. Die Liquid Culture der Online-Welt – das erinnert doch auch irgendwie an das Panta Rhei der Antike, wo „alles fließt“.

Jedenfalls habe ich meine Chance gesehen, als Notierer aus der Provinz, als Mainstream-Freischwimmer und als eine Stimme reifer Jahrgänge etwas zur Diskussion beizutragen. Obwohl ich ja eigentlich eher zur Null-Blog-Generation gehöre. Wie wir in Kalau sagen würden.