Wandel - Worum es hier geht:

Den Wandel organisieren. So heißt der Dauerauftrag der digitalisierten Gesellschaft an sich selbst. Für traditionelle Institutionen wird Change Management zur Herausforderung: Reicht ein Update? Oder brauchen wir ganz neue Medienorganisationen, um Öffentlichkeit herzustellen?

Die Arroganz der Ohnmacht

Heiter weiter (Foto: Jean Julius / CC BY-SA 3.0)

Heiter weiter (Foto: Jean Julius / CC BY-SA 3.0)

Die Neujahrsansprache von Sascha Lobo: Er warb für Optimismus in Zeiten des kaputten Internets und erzeugte damit einige Reaktionen, von geziert gewittert bis gekonnt gekontert. Von abgewogener Zustimmung  bis zustimmender Ablehnung. Bleibt die Frage: Was nun? Auf der Suche nach einer Antwort stoßen wir auf die Ignoranz der Macht, aber auch auf die Arroganz der Ohnmacht.

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Trend Time – Journalismus 2013

Der Trend geht zum Trend. Eindeutig. Vor allem beim digitalen Medienwandel. Wer dafür noch im Einzelnen Belege braucht, dem sei ein Beitrag des Bloggers Martin Giesler empfohlen: „Die Journalismus-Trends 2013 im Überblick“. Dieser kompetenten Sammlung kann ich jedenfalls nichts Neues hinzufügen.  Stattdessen lenke ich jetzt den Blick einfach in die Gegenrichtung. Auf Abgehaktes und aus der neuen Zeit Gefallenes. Nur zur Sicherheit. Quasi der guten Ordnung halber.

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Smarter als gedacht – Internet-Optimist Clive Thompson

Zugegeben – ich kenne nur ein Probekapitel aus dem Buch „Smarter than you think“. Also empfehle ich sicherheitshalber erst mal nur den Autor: Clive Thompson,  Technologie-Journalist und Blogger. Denn ich habe ihn als Gast im Internetformat  „Das Digitale Quartett“ gesehen und genossen. Thompson wohnt auf der Sonnenseite des Internetz. Er preist die technischen Chancen des digitalen Medienwandels an. Allerdings ohne dabei gleich das menschliche Maß aus dem Auge zu verlieren. [Weiterlesen…]

Diss und Hass

 

Kampf-Szene (Quelle: FotodiMatti)

Kampf-Szene (Quelle: FotodiMatti)

Ist eine medial inszenierte Hinrichtung noch ein künstlerischer oder schon krimineller Akt? Am Freitag hat Bushido sein Video „Leben und Tod des Künstlers Kenneth Glöckler“ auf  You Tube eingestellt und damit schon am Montag die Vier-Millionen-Marke geknackt. Vordergründig geht es um Ehre, Freundschaft und den rechten Hip Hop beim Streit der Rapper Bushido und Kay One. So ein  „dissen“  und hassen gilt als legitimes Mittel und vollzieht sich online via Social Media vor einem gewaltigen Publikum. Für den Zuschauer beginnt der Clip ganz konventionell mit einem Werbe-Intro. Aber danach stockt mir schon bald der bürgerliche Mittelschicht-Atem. Es geht um mehr.

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Gefühlte Qualität – Kommentarkultur im Kartenhaus

Programmvielfalt. Biennale

Das Netz, es erscheint uns so aufregend wie eine Wundertüte. Und manchmal auch ähnlich enttäuschend. Nehmen wir beispielsweise die Diskussion um das Fernsehen der Zukunft. Es sieht aus wie die Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey und kommt von Internet-Streaming-Diensten wie  Netflix. So ruft es seit Wochen jeder Branchen-Trendscout ins Debatten-All. Ernüchternd dagegen die Reaktion des deutschen Publikums. Auf Sat 1 erreichte das Kartenhaus gestern wieder nur bescheidene Marktanteile (6,5 Prozent bei den 14-49-Jährigen). Die alte Tante Tatort holte wiederum enorme 20 Prozent in der jüngeren Zielgruppe. Aber reden wir nicht über Quoten, reden wir über Qualität – über die Qualität von Diskussionen über Qualität, um genau zu sein.

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Siegen lernen ? Zum Vorbild USA

Fingerzeig vom Vorbild

Fingerzeig vom Vorbild

In meiner kleinen Linkliste auf dieser Seite habe ich auch „120 Sekunden“ von Martin Giesler aufgeführt. Der ZDF-Journalist betreibt einen privaten Blog, in dem er ein paar Bretter über den tiefen Graben zwischen der alten und der neuen Medienwelt verlegt. Besonders anregend fand ich seinen Post zu Entwicklungen in den USA, „die die Grenzen des Journalismus neu verhandeln“.

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Digitaler Wandel durch Annäherung

Vielleicht stoße ich ja immer nur an die Wände meiner Filter-Bubble. Aber je mehr ich im wunderbar wirren Internet herum irre, umso weniger  bekomme ich eingie pochende Fragen  aus dem Kopf: Warum drehen sich die Debatten um die Zukunft der Medien immer im Kreis? Und weshalb interessiert sich die Gesellschaft offenkundig so wenig für das Thema? Gibt es da vielleicht gar einen Zusammenhang? Darüber haben natürlich schon einige Digital-Diskutanten nachgedacht. Und sind dabei zu verblüffend einfachen Antworten gelangt: Schuld haben immer die anderen!

Denn das beste Erklärungsmodell für Probleme ist die Schuldzuweisung. Ein grell gemaltes Feindbild sichert Deutungshoheit und bringt die eigenen argumentativen Geschütze besser in Stellung. Am besten zeigt man auf Personen, ersatzweise gehen aber auch Gruppen oder Institutionen ganz gut.

Ein typischer Tag liefe dann etwa so: Zum Frühstück ein paar Bedenkenträger fressen, den Tag über jede Menge alte Zöpfe abschneiden. Beim Nachtgebet schließlich der nächsten Generation den Himmel auf Erden versprechen (wenn sie sich nicht blöd anstellen, beispielsweise zögerlich oder technophob). Ach was waren wir heute wieder disruptiv! Ein schönes Beispiel für diesen Hurra-Patriotismus aus Digitalien habe ich hier gefunden.

Aufmerksamen Lesern wird nun aufgefallen sein: Im soeben fertig gestellten Absatz habe ich genau das getan, was ich zuvor in offenbar scheinheiliger Weise kritisert hatte: Nämlich eine Seite zu verteufeln, in diesem Fall die der Online-Optimisten.

Das war auch kein Zufall. Bei der Grandwanderung in die digitale Zukunft stürzen die Menschen, je nach eigener Disposition, mal eher auf die eine oder eher auf die andere Seite ab. Wenn ich beispielsweise falle, rutsche ich stets den Anhang der Sorgen herunter. Unten angekommen, denke ich dann: „Früher war doch alles besser, vor allem ich.“

Andererseits will ich gern an dieser Stelle versichern, dass man bei aller Fortschrittsskeptik  keinesfalls die Jugend zum Problemfall, Google zu einer Terrorvereinigung und die Nachkriegsmedienordnung zum Weltkulturerbe erklären sollte. Warum dann immer wieder dieser ideologische Streit, der Branchentreffs so vorhersehbar öde macht? Tja, offensichtlich kann man es sich selbst im Schützengraben gemütlich machen. Das Feindbild ist klar, die Kameradschaft der Gleichgesinnten stärkt die eigenen Kräfte. Und man will ja auch gewinnen.

Weniger militaristisch ausgedrückt: Differenzieren gilt den meisten als doof, mindestens als zu umständlich. Wer sich als Medienversteher und – Erklärer profilieren möchte, darf natürlich nicht einräumen, dass vielleicht auch an den Argumenten der anderen Seite etwas dran sein könnte. Wer die Zukunft gewinnen will,  möchte ungern Zeit mit Kompromissen vertrödeln.

Trotzdem lohnt sich die Anstrengung. Dazu empfehle ich ein Vorgehen, das schon Eiserne Vorhänge zerrissen und Mauern mit zum Einsturz gebracht hat: „Wandel durch Annäherung“. Dieses weise politische Prinzip bleibt mit Egon Bahr und der von ihm wesentlich mit gestalteten Ostpolitik verknüpft. Es ist genau 50 Jahre alt und doch hochmodern.

Würden wir es mehr auf den Digitalen Wandel anwenden, könnten wir vom Stadium der Schuldzuweisung zur Ursachenforschung übergehen. Das ist nämlich ein Unterschied. Wir könnten zu ermitteln versuchen, wie globale Politik, Wirtschaft und Technik nach menschlichem Maß entwickelt werden können.

Sicher, Mindesstlöhne für die Arbeitswelt lassen sich erheblich leichter kommunizieren als Mindesstandards für  Datenschutz im Cyberspace. Trotzdem ist es höchste Zeit, den Streit um des Profils und Profit willens zu beenden. Daher ergeht an dieser Stelle der offizielle Aufruf zum „Digitalen Wandel durch Annäherung“. So, der Anfang ist gemacht.

Think positive – Goldene Zeiten

Die Welt ist mein Feld

Die Welt ist mein Feld

Die fetten Jahre sind vorbei. Jetzt kommen die goldenen. Wenn uns der Optimismus für das Digitalzeitalter auszugehen droht, dann hiflt immer ein Blick in die USA. Während hierzulande Sorgen vorherrschen, ruft der Wirtschaftsexperte Henry Blodget auf CNN das „Goldene Zeitalter des Journalismus“ aus. Seinen nachgeschobenen Blogpost zu lesen, lohnt sich, weil er den Aphorismus von Kurt Tucholsky bestätigt: „Alles ist richtig, auch das Gegenteil.“

Den Zeitungen mag es schlecht gehen, schreibt Blodget, Chef, des Online-Magazins Business Insider. Krisen seien immer schmerzhaft, aber dem Journalismus sei es nie besser gegangen als heute. Seine Perspektive ist dabei die des freien Unternehmers, der sich nicht an Risiken orientiert, sondern an Chancen. Auch wenn Tucholsky das vermutlich nicht so gut fände, will ich die knackigen Thesen in ein abwägendes „Sowohl als auch“ einbetten, quasi als Übersetzungshilfe aus dem Amerikanischen ins Skeptische.

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Blinde Flecken einer Diskussion

Eine Woche nach Erscheinen der SPIEGEL-Story „2020 – Zeitungssterben“ gibt es gerade medienbranchenintern eine Debatte über die Debatte. Eitel, vorhersehbar und oft lösungsfrei seien viele Beiträge gewesen. Mir dagegen erscheint die bisherige Diskussion zu gehaltvoll, um Zicken-Alarm auszulösen. Könnte ich ja auch gar nicht. Mein Alternativ-Angebot: Als (Zwischen-) Bilanz auf ein paar blinde Flecken aufmerksam machen. Aspekte also, die unterbelichtet werden, vielleicht weil sie so offenkundig sind.

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Wir sind dann mal weg – Zeitungstod

Krisenszenario

Krisenszenario

Dieser Sommer eignet sich wohl ideal für hitzige Mediendebatten. Kaum eine Chance, kühlen Kopf zu bewahren. Jetzt stirbt auch noch die Zeitung. Mal wieder. Die einen wollen die Zeitung wiederbeleben, die anderen tragen sie zu Grabe. Für beide Positionen gibt es berechtigte Argumente. Rechthaberei wird allerdings der Debatte kaum gerecht. Geht es doch um den richtigen Weg in eine Zukunft, die keiner kennen kann. Was außer dem Verleger der Washington Post bislang allerdings kaum jemand zugeben mag. Das ist ein Problem. Nun müssen ganz offensichtlich Internet-Unternehmer  als „Sugar Daddies“ den Journalismus retten. Noch ein Problem.

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