Die digitale Revolution hat offenbar einen besonderen Appetit: Metaphorisch betrachtet, frisst sie nicht ihre Kinder, sondern eher ihre Mütter und Väter. Vera Bunse und Wolfgang Michal bildeten bis vor kurzem die erfahrene Redaktion des renommierten Debatten-Portals Carta.info. Nach ihrem Abschied im Streit bleibt der Eindruck: Journalismus „alter Schule“ hat erhebliche Schwierigkeiten, sich der neuen Medienwelt anzupassen. Ob nun bei Carta, beim Spiegel oder sonstwo.
Wandel - Worum es hier geht:
Den Wandel organisieren. So heißt der Dauerauftrag der digitalisierten Gesellschaft an sich selbst. Für traditionelle Institutionen wird Change Management zur Herausforderung: Reicht ein Update? Oder brauchen wir ganz neue Medienorganisationen, um Öffentlichkeit herzustellen?
Medien.Macht.Kampf
Worte dieser Wochen: Macht. Kampf. Sie prägen die vielen täglichen Kriegsnachrichten und so manche Berichte von der Medienfront. Exemplarisch: Spiegel-Chefredakteurs Wolfgang Büchner ringt mit großen Teilen seiner Redaktion um die digitale Zukunft. Blut floss zwar nicht, aber Opfer wird es geben, strukturell und personell. Geht es in diesem modellhaften Kampf doch um einiges, nicht zuletzt um die Regeln im Spiel um die Macht im Journalismus.
Digitale Zivilcourage
Wir müssen reden. Übers Reden. Vielmehr: schreiben übers Schreiben. Mindestens dieses eine Mal noch. Denn die Aggression in der Kommunikation gehört derzeit zu den wichtigsten Themen des digitalen Wandels. In dieser Woche haben die Blogger Dirk von Gehlen und Jeff Jarvis mediale „Streitkultur“ eindringlich thematisiert. Das Problem drängt und die Lösung sind wir alle.
Wir Suchmaschinen-Stürmer
Eines vorweg: Ich halte das Internet nicht für böse und Google nicht für schlecht. Ich bin auch kein Suchmaschinen-Stürmer. Eher dieser Einerseits-Andererseits-Typ. Also bitte nicht schießen! Warum das jetzt? Weil sich die Auseinandersetzung um unser Lebenswelt-Betriebssystem wieder mal Richtung Religionskrieg entwickelt. Die Fronten erstarren und dabei gehen gute Argumente drauf.
Jeff und Gabor im Krieg – Kampf um Google
Es wäre Journalisten natürlich theoretisch auch möglich, über Themen zivilisiert zu diskutieren, sogar über wichtige. Praktisch herrscht gerade Krieg um Google. Jeff Jarvis erklärt den “German war against the link“ und Gabor Steingart ruft zum „Digitalen Freiheitskampf“ auf. Schuld ist das ruppig-disruptives Diskussionsklima beim Medienwandel.
Skepsis ist der neue Optimismus
Verängstigter (Quelle: Verlag) und Gekränkter (Quelle: Wikimedia)
Der Trend geht Richtung Enttäuschung. Jedenfalls in bedeutenden Medien-Diskussionen. Nachdem zunächst Sascha Lobo öffentlich und selbstkritisch seine „Digitale Kränkung“ durch die Riesen-Datendiebe zugab, bekommt es jetzt der Chef des Axel Springer-Verlags, Mathias Döpfner, mit der Angst vor dem großen Google zu tun. Doch beide Bekenntnisse sind sehr gut für die Entwicklung des Internets!
Hoodie-Blues – Journalisten im Streit
Kleine Arroganz, große Empfindlichkeit: Da spricht Feuilleton-Redakteur Harald Staun (FAS) dem Online-Chef der Süddeutschen, Stephan Plöchinger, quasi ab, ein Journalist zu sein. Sofort großes Getwitter am Sonntag. Und weil es dabei auch um den Dress-Code der Digitalen geht, gibt es gleich einen Tumblr drauf: Fröhliche und finstere Gestalten in Kapuzen-Pullis (Hoodies). Da inszeniert sich beispielsweise Bild-Boy Diekmann wie ein mönchischer Giftmischer aus dem „Namen der Rose“. Der Anlaß nichtig, die Aufregung richtig, die Diskussion wichtig. Wenn sie denn weitergeführt wird. Was ich hoffe. Und glaube.
Alter und Ego – meine Versionsgeschichte
Dieses Weblog spielt im Titel mit dem Alter. Genauer gesagt, mit meinem Alter. Riskant. Wirft das doch in beschleunigten Zeiten ständig die Frage nach der Qualität der Upgrades (Geburtstag) auf. Schwer zu entscheiden, ob die neue Version „5.1.“ besonders ausgereift ist oder einfach nur veraltet. Sicher erscheint mir dagegen, dass der Betrachtungswinkel „Generationen“ im digitalen Medienwandel immer interessanter wird. Sowohl in der journalistischen Filterblase als auch im Weltgeschehen.
Sinn oder Krise? Medienmenschen im Zweifel
Dem Blogger Wolfgang Michal, Motor von Carta, gelang vor kurzem ein Post, der ungewöhnlich häufig kommentiert wurde. Dabei handelte es sich nicht etwa um sein interessantes Hintergrundstück zum Ukraine-Konflikt – nein, die Selbst-Suche eines Netz-Publizisten im digitalen Medienwandel war sein Thema: „Braucht es uns noch?“.
Genauso aufschlussreich fand ich einen Beitrag des jungen Journalisten Andreas Grieß auf vocer, vor allem dank der Reaktionen darauf: „Die Medienbranche hat diese Generation nicht verdient“. Wir stecken mitten in Sinnkrisen und Generationskonflikten. Kein Grund zum Verzweifeln, sondern zum Nachdenken.
Kontrollverlust als Dauerzustand
16 Millionen „Identitäten“ haben Online-Betrüger wohl geklaut. Wieder eine erhebliche Kränkung der Nutzer durch den Missbrauch digitaler Möglichkeiten. Kann der Staat uns besser schützen? Unwillig oder überfordert! Können uns Unternehmen aus der Patsche helfen? Sind doch selber datenhungrig! Nutzt Eigenvorsorge, also bis an die Zähne betoolen oder ins Funkloch ziehen? Oder sollten wir jetzt nicht radikalere Optionen denken? Es ist doch Post-Privacy. The Click after.