Wenn ich so zurückblicke, dann steht eines heute schon fest: Morgen wird früher alles besser gewesen sein! Warum also überhaupt Generationsdebatten wie den Gruppen-Rant von FAZ-Journalisten gegen die heutige akademische Jugend? Darum. Wir reden viel darüber, wie wir die Menschen an ökonomische Zyklen und technische Versionen anpassen können. Nehmen wir uns doch auch mal die Zeit für den Streit ums gesellschaftliche Erbe.
Klar, das war ein schriller „Weckruf“. So viel Polemik (Grottenolme), Klischees (Alpakas unter Aufsicht Zöpfe flechten) und Romantik (68er ständig mit Argumenten bewaffnet). Ebenso klar folgten prompt die entnervten bis altklugen Antworten. Es geht zur Sache, wenn auch nicht immer in sachlichem Ton. Dabei wird reichlich beispielsweise auf die „68er“ geschimpft, weil sie beim Marsch durch die Institutionen schließlich irgendwann die lederige Demokluft durch Dreiteiler in Schurwolle ersetzt haben. Überhaupt: Erst motzen die gut gesicherten Mütter und Väter ihre Kinder zu Bologna-Bildungs-Boliden auf. Alles Turbo, inklusive Abitur. Und dann treten sie auf die Stimmungsbremse.
Nein, nein – jetzt wollen sich die aktuellen Hoffnungsträger nicht auch noch „Angepasst sein“ vorwerfen lassen. Verständlich Aber genau diesen Krach müssen wir aushalten. Wenn es gilt, die gesellschaftliche Zukunft zu gestalten, dann müssen sich die Generationen über das Erbe unterhalten. Erfahrungsgemäß wird das für beide Seiten nicht nur angenehm.
Denn die bohrenden Fragen lauten:
Was lasst Ihr uns von der Zukunft übrig?
Was habt ihr künftig vor?
Sobald Erben und Erblasser diese Herausforderung angenommen haben, können wir in vielen Debatten andere Perspektiven einnehmen. Dies gilt auch -ich behaupte sogar: insbesondere – für die Diskussion um den digitalen Medienwandel. Darin wird bislang ständig ein wirtschaftlich-technologischer Systemzwang konstruiert, der Menschen nur als Human Ressource anerkennt. Genau an dieser Schnittstelle brechen immer mal wieder harte Auseinandersetzungen aus. Nehmen wir beispielsweise den Streit um die angebliche Social-Media-Faulheit des Journalisten-Nachwuchses.
Darin sehe ich das Gute in dem bösartigen Weckruf der FAZ-Redakteure: Sie verschaffen uns einen anderen Blick auf die Zukunft, jenseits der kalten Logik der Disruption. Einen Verteilungskampf führen, dazu gehört weit mehr als ein Update aufzuspielen.
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